Was deckt eine Rechtsschutzversicherung ab und für wen ist sie sinnvoll?

Was deckt eine Rechtsschutzversicherung ab und für wen ist sie sinnvoll?

- 31. Dezember 2021 - Blog

Nachbarn, Verkehrsteilnehmer, Arbeitgeber: Konflikte mit anderen Menschen gehören zum Leben dazu. Nicht immer lassen sie sich ohne rechtliche Unterstützung lösen. Dann werden Privatpersonen mit hohen Kosten für Anwälte und Prozesse konfrontiert. Von einer Rechtsschutzversicherung versprechen sich viele Menschen Unterstützung in solchen Fällen. Aber wann zahlt eine Rechtsschutzversicherung wirklich und wann sind Sie trotz Rechtsschutz auf sich allein gestellt?

Inhaltsverzeichnis

Was schützt die Rechtsschutzversicherung?

Die Rechtsschutzversicherung deckt nicht alle möglichen rechtlichen Konflikte ab. Stattdessen sind die Angebote der Versicherer jeweils auf rechtliche Teilbereiche bezogen:

  • Privatrechtsschutz: Unter den privaten Rechtsschutz fallen beispielsweise das Mietrecht, das Vertragsrecht, das Nachbarschaftsrecht und das Internetrecht. In der Regel wählen Sie flexibel, welche Gebiete sie abdecken wollen. Überlegen Sie daher genau, in welchen Bereichen ein hohes finanzielles Risiko im Schadensfall besteht.
  • Verkehrsrechtsschutz: Das Verkehrsrecht ist gerade für Autofahrer eines der häufigsten Konfliktgebiete. Aber nicht jeder Schadensfall wird abgedeckt. Sobald Sie selbst ein Vergehen verüben (bspw. Fahren unter Alkoholeinfluss), greift der Versicherungsschutz nicht. 
  • Beratungsrechtsschutz: Der Beratungsrechtsschutz unterscheidet sich im Leistungsumfang bei den Versicherern stark. Viele Versicherungen übernehmen nur Beratungskosten bis zu einem bestimmten Betrag – zum Beispiel 500 CHF. Ein Blick in die üblichen Rechtsanwaltsvergütungen genügt, um festzustellen, dass 500 CHF für eine professionelle Beratung nicht viel ist. 

Diese Kosten übernimmt die Rechtsschutzversicherung 

Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die folgenden Kosten im Rahmen eines versicherungsfähigen Falls:

  • Anwaltsgebühren: Die Anwaltsgebühren richten sich nach der Gebührenverordnung. Ihnen steht es frei, höhere Honorare mit Ihrem Anwalt zu vereinbaren. Rechtsschutzversicherungen kommen allerdings nur für die Honorarsätze der Vergütungstabelle auf. 
  • Gerichtskosten: Richter, Gerichtsschreiber und Verwaltung kosten Geld, die über die Verfahrenskosten teilweise an die Beteiligten weitergeben werden.
  • Zeugengelder: Zeugen erhalten unter bestimmten Umständen Geld als Ersatz die ausgefallene Zeit.
  • Honorare für Sachverständige: Sachverständige werden eingesetzt, um Ursachen und Schuldige zu ermitteln. 
  • Kosten des Gegners: Wenn Sie Ihren Fall verlieren, kann das Gericht Sie zur Übernahme der Kosten des Verfahrensgegners verurteilen.
  • Mediationsverfahren: Die Mediation ist die niedrigschwellige Alternative zum Streit vor Gericht. Ein Mediator versucht als neutraler ausgebildeter Vermittler zwischen beiden Parteien zu vermitteln und weitere Streitigkeiten vor Gericht zu verhindern. Im besten Fall spart ein Mediator Ihnen als Zeit, Geld und Nerven. 

Rechtsschutzversicherung – Vorteile

Die Übernahme von hohen Prozesskosten ist nicht der einzige Vorteil einer Rechtsschutzversicherung:

  • Keine Anwaltssuche: Über 11000 Anwälte sind zurzeit in der Schweiz tätig. Die Suche nach dem passenden Anwalt kann entsprechend nervenaufreibend sein. Rechtsschutzversicherungen stellen Ihnen bei Kostenübernahme auch einen passenden Anwalt aus Ihrem Netzwerk zur Verfügung. Schließlich hat die Versicherung selbst ein Interesse an einer möglichst erfolgreichen Bearbeitung Ihres Falls.
  • Orientierung & Beratung: Ein Anwalt kostet Sie ab dem ersten Termin Geld. Bei den meisten Rechtsschutzversicherungen erhalten Sie als Versicherter stets eine niedrigschwellige telefonische Beratung und damit wertvolle Orientierung in einer frühen Phase des Konflikts. 
  • Erfolgseinschätzung: Anwälte sind in der Regel wortkarg, wenn es darum geht, die Erfolgsaussichten eines Falles einzuschätzen. Anders die Rechtsschutzversicherung. Weil diese nur Fälle mit guten Erfolgsaussichten abdeckt, liegt es in ihrem Interesse, sie genau zu überprüfen. So wissen Sie bereits früh, womit Sie rechnen müssen, wenn es zur Verhandlung kommt, und sparen sich im Zweifelsfall wertvolle Ressourcen für einen aussichtslosen Streit. 

Diese Fälle sind ausgeschlossen

Die Rechtsschutzversicherung deckt nicht jeden rechtlichen Streitfall ab. Ausgeschlossen sind:

  • Familienrechtliche Fälle: Zu familienrechtlichen Streitfällen, die von Rechtsschutzversicherungen abgedeckt werden, gehören zum Beispiel Sorgerechtsstreitigkeiten.
  • Erbrechtliche Streitigkeiten: Nicht immer ist die Erbverteilung eindeutig geklärt – zum Beispiel, weil es kein eindeutiges Testament gibt. Können Sie sich mit den anderen Berechtigten nicht einigen, muss möglicherweise ein Gericht die Erbfolge festlegen. 
  • Strafrechtliche Verfahren: Als Beschuldigter in einem Strafrechtsverfahren sind Sie grundsätzlich nicht durch eine Versicherung geschützt – Sie müssen die Kosten für Anwalt und Prozess selbst tragen. 
  • Grobe Fahrlässigkeit: Die Rechtsschutzversicherung springt grundsätzlich nicht ein, wenn ein eigenes Fehlverhalten vorliegt, das zum Entstehen des Streitfalls geführt hat. Ein Autounfall, bei dem Sie alkoholisiert sind, ist grundsätzlich von jedem Versicherungsschutz (Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung) ausgeschlossen.
  • Mangelnde Erfolgsaussichten: Nicht jeder Fall, der prinzipiell von der Rechtsschutzversicherung abgedeckt werden könnte, wird auch wirklich übernommen. Jede Rechtsschutzversicherung sichert sich vertraglich das Recht, die Zahlung zu verweigern, wenn aus Ihrer Sicht keine Aussicht auf Erfolg besteht. 

Rechtsschutzversicherungen: Kosten

Die Kosten für eine Rechtsschutzversicherung in der Schweiz liegen im Durchschnitt zwischen 100 und 400 CHF: Im Einzelfall sind verschiedene Faktoren für unterschiedliche Kosten der Rechtsschutzversicherung verantwortlich.

  • Regionale Abdeckung: Auf die Schweiz begrenzte Versicherungen sind günstiger als Rechtsschutzversicherungen, die europaweit oder auf der ganzen Welt gelten. Viele können hier sparen, denn solange Sie nicht regelmäßig im Ausland unterwegs sind, dürfte sich der weltweite Rechtsschutz nicht lohnen.
  • Deckungshöhe: Ein wesentlicher Faktor für die Kosten Ihrer Rechtsschutzversicherung ist die Deckungssumme. Üblich sind Summen von 1 Million CHF für die Schweiz. Ist ein Schutz im Ausland enthalten, liegt die Deckungssumme dort aber häufig niedriger. 
  • Mindestvertragslaufzeit: Auch die Vertragslaufzeit spielt eine Rolle für die Prämienhöhe. Aber in der Regel ist eine kurze Mindestlaufzeit besser. So können Sie flexibel auf veränderte Risikolagen reagieren und müssen nicht länger als nötig eine die Versicherung bezahlen.
  • Karenzfristen: Häufig tritt der Versicherungsschutz nicht mit Vertragsabschluss, sondern nach Ablauf einer gewissen Karenzzeit ein. Häufig liegt diese bei 3 Monaten. Manche Versicherer sehen aber auch eine Karenzzeit von 1 Jahr vor. Rechtsschutzversicherungen ohne Wartefristen sind selten und lassen sich diese Leistung mit einer höheren Prämie vergüten.

Rechtsschutzversicherung: Häufig gestellte Fragen & Antworten

Was kostet eine Rechtsschutzversicherung?

Die klassische private Rechtsschutzversicherung kostet für einen Erwachsenen in der Schweiz zwischen 100 und 400 CHF. Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung schlägt mit 50 – 200 CHF zu Buche. Geld sparen können Sie bei einer Kombination von Privat- und Verkehrsrechtsschutzversicherung.

Eine Kombination lohnt sich aber nicht immer. Besteht ein geringes Risiko in einem der versicherten Bereiche, sollten Sie stattdessen eine Einzelversicherung abschließen.

Für wen lohnt sich eine Rechtsschutzversicherung?

Eine Rechtsschutzversicherung lohnt sich nicht für jede Person. Auch wenn Sie in Ihrem Leben höchstwahrscheinlich rechtliche Konflikte mit anderen in irgendeiner Form austragen müssen, rechtfertigen die möglichen Kosten und das Risiko nicht die hohe Prämienzahlung für die Versicherung. Eine Rechtsschutzversicherung sollten Sie dementsprechend nur dann abschließen, wenn Sie ein erhöhtes Risiko für einen Streitfall haben, dessen finanzielle Folgen Sie in Schwierigkeiten bringen könnte.