Geschützt: Nachhaltig investieren nach den ESG Kriterien? Worauf Anleger bei nachhaltigen Geldanlagen achten müssen

Geschützt: Nachhaltig investieren nach den ESG Kriterien? Worauf Anleger bei nachhaltigen Geldanlagen achten müssen

- 23. Juni 2022 - Blog

Mithilfe der ESG-Kriterien sollen Anleger nachhaltige Geldanlagen einfach erkennen können. Aber was verbirgt sich hinter dem Akronym und wie nachhaltig sind nachhaltige Aktienfonds und ETF, die sich mit dem Siegel schmücken, wirklich?

Was sind die ESG Kriterien? Umwelt, Soziales, Governance

ESG steht für Environment, Social, Governance und umfasst damit alle Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die Kriterien sollen innerhalb der Finanzbranche einen einheitlichen Standard für nachhaltige Geldanlagen etablieren, allerdings ist ESG kein Siegel und die Verwendung des Akronyms nicht geschützt. Gleichzeitig ist die Definition von Nachhaltigkeit umkämpft, sodass andere Ansätze mit den ESG-Kriterien um Deutungshoheit in der Finanzbranche ringen. 

Inhaltsverzeichnis

Umwelt, Soziales, Governance: ESG-Kriterien im Überblick

Environment (Umwelt- & Klimaschutz)

Umwelt umfasst den Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Auswirkungen des Geschäftsmodells auf die Umwelt. Die herangezogenen Kriterien beurteilen einzelne Gefahren auch im Hinblick auf ihre Dringlichkeit, weshalb die Klimakrise einen Schwerpunkt der ESG-Kriterien im Umweltbereich darstellt. Er bedroht nicht nur die Lebensgrundlage der Menschheit, sondern auch die Wirtschaft als Ganze. Die Umweltdimension wird anhand der Forschungen und Veröffentlichungen renommierter Wissenschaftler und internationaler Organisation konkretisiert. So definiert das World Economic Forum beispielsweise 5 Umweltrisiken, die die Existenz der Menschheit in der Zukunft bedrohen. 

Social (Gesellschaft/Soziales) 

Das Handeln von Unternehmen hat immer eine gesellschaftliche Dimension und berührt viele wichtige Fragen von der Förderung der Vielfalt und Gleichstellung über die Arbeitssicherheit bis zum Schutz der Menschenwürde und dem Verbot von Kinderarbeit. Auch die sozialen Folgen eines Geschäftsmodells werden unter diesem Kriterium untersucht. Was als sozial gilt, wird von verschiedenen internationalen Organisationen definiert – zum Beispiel von der UN, der OECD oder International Labour Organisation (ILO). 

Governance (Unternehmensführung) 

Governance bedeutet übersetzt Unternehmensführung, wird aber auch hierzulande verwendet, um das Unternehmenshandeln in Bezug auf Fairness und Transparenz zu beschreiben. Im Mittelpunkt der ESG-Kriterien für gute Governance stehen die unternehmenseigenen Regeln und Verpflichtungen, um Korruption, Diskriminierung und andere problematische Praktiken vorzubeugen und Transparent gegenüber der Öffentlichkeit herzustellen. Auch hier ist der UN Global Impact sowie die Grundsätze für Corporate Governance der OECD massgeblich. 

Was für ESG-Fonds gibt es?

Aktive Fonds

Aktive Öko-Fonds werden von Fondsgesellschaften herausgeben und von einem professionellen Fondsmanager verwaltet. Dafür fallen bei einem aktiven Fonds zusätzliche Verwaltungsgebühren an. Auf dem Markt verfügbare Fonds unterscheiden sich sowohl hinsichtlich dieser Gebühren als auch hinsichtlich der genutzten Kriterien und der historischen Wertentwicklung.

  • Ökoworld nutzt für den Ökovision Classic Fonds transparente ESG-Kriterien, anhand derer eine dedizierte Analyseabteilung 130 Titel für den Fonds vorschlägt. Ein gesonderter Ausschuss entscheidet über die finale Aufnahme der Aktie. 
  • Andere Fonds wie der WWF Stock setzt einen konkreten Schwerpunkt – zum Beispiel auf innovative Technologien für den Umweltschutz. Themen-Fonds weisen immer ein Klumpenrisiko auf. Als Einzelinvestment sind sie daher selten geeignet. 
  • Wieder andere ESG Fonds folgen Indizes, die nach nachhaltigen Kriterien erstellt wurden – zum Beispiel nach dem Natur-Aktien-Index. 

Aktive ESG-Fonds sind nur selten ihr Geld wert, weil sie in der Regel nicht in der Lage sind, einen vergleichbaren Index-Fonds auf lange Sicht zu schlagen. Zudem besteht bei vielen Fonds ein Klumpenrisiko.

Nachhaltige ETF

Die Alternative zu aktiven ESG-Fonds sind nachhaltige ETF. Exchange Traded Funds bilden einen Index wie den Dow Jones oder DAX automatisiert ab und verzichten auf die Titelauswahl durch einen Fondsmanager. Dadurch sind die Kosten eines nachhaltigen ETF in der Regel deutlich niedriger als bei aktiven Fonds. Ein nachhaltiger ESG ETF muss so weniger Rendite erzielen als ein aktiver Fonds. 

Im Vergleich zu normalen ETF bilden nachhaltige Varianten ihren Index nicht 1:1 zu ab, sondern filtert und sortiert sie gemäss festgelegter ESG-Kriterien. Der MSCI World ESG ETF nutzt z.B. den Best-in-Class-Ansatz, um die Weltwirtschaft möglichst detailgetreu und gleichzeitig unter Berücksichtigung der ESG-Kriterien abzubilden.

ESG Fonds und andere nachhaltige Investments: Gemeinsamkeiten & Unterschiede

Anleger wählen mittlerweile aus einem breiten Angebot nachhaltiger Geldanlagen, aber nicht alle folgen dabei strengen ESG-Kriterien. Folgende Ansätze sind in der aktuellen Investmentlandschaft für nachhaltige Anlagen verbreitet:

  • Mithilfe von Negativkriterien lassen sich bestimmte Branchen aus dem Portfolio ausschliessen, deren Wirkung auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft als nicht tragbar eingeschätzt werden. Häufig werden zum Beispiel die Rüstungsindustrie, die Alkoholindustrie oder diese fossile Energieindustrie aus dem eigenen Anlagekonzept ausgeschlossen. Während dieser Ansatz klare Orientierung in einer komplizierten Finanzwelt erlaubt, hat er auch Schwachstellen. Durch den kategorischen Ausschluss ganzer Branchen entsteht notwendig eine Gewichtung im Portfolio, die das reale weltwirtschaftliche Geschehen nicht abbildet. Dadurch kann die Volatilität des Portfolios steigen. Kritiker sehen im Ausschluss bestimmter Industrien zudem eine vertane Chance. Andere Ansätze würden durch die Einbeziehung aller Industrien strukturellen Wandel in problematischen Sektoren fördern.
  • Die meisten Fonds setzen daher auf einen Best-in-Class-Ansatz, der Unternehmen innerhalb einer Branche verglichen. Die ESG-Kriterien gelten also nicht absolut, sondern in Relation zum Branchenstandard. Dadurch werden Unternehmen innerhalb eines kritischen Sektors motiviert, ihr Geschäftsmodell zu verändern und in den sozial-ökologischen Wandel zu investieren. Aber auch aus Anleger-Perspektive bietet der Best-in-Class-Ansatz einen entscheidenden Vorteil: Das Klumpenrisiko wird reduziert, weil weiterhin alle relevanten Sektoren der Wirtschaft abgebildet werden. 
  • Einen Schritt weiter als ESG-Fonds gehen Impact Investments. Sie sollen nicht nur im Einklang mit den ESG-Kriterien stehen, sondern innovative Ansätze für nachhaltige Geschäftsmodelle fördern und so einen messbaren Beitrag zur Transformation der Gesellschaft beitragen. 

Ist ein ESG Fonds das richtige für Sie?

Inwiefern sich die Investition in ESG-Fonds lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits ihr individuelles Risikoprofil und ihr Renditeziel, andererseits sind auch ihre individuellen Ausschlusskriterien entscheidend.

Wen wollen Sie nicht unterstützen?

Nachhaltigkeit ist kein einheitlicher Begriff und jeder Mensch vertritt andere Werte mit anderen Schwerpunkten. Diese Diversität bildet auch die ESG-Fonds Landschaft ab. Überlegen Sie sich vor dem Investment daher genau, wen Sie auf keinen Fall mit Ihrem Vermögen unterstützen möchten.

  • Atomkraft
  • Kinderarbeit
  • Fossile Energieträger
  • Moderne Landwirtschaft
  • Todesstrafe
  • Gefängnisindustrie
  • Chemikalien
  • Fischerei
  • Glücksspiel 
  • Drogen wie Alkohol und Tabak
  • Tierische Produkte / Produkte aus der Massentierhaltung

Positivkriterien

Nachdem Sie ihre Negativkriterien formuliert haben, sollten Sie versuchen, Ihre Werte als positive Kriterien zu formulieren: Welche Ziele sind ihnen besonders wichtig, wenn Sie an das Zusammenleben der Menschen und den Umgang mit der Natur in der Zukunft denken? 

  • Chancengleichheit
  • Erneuerbare Energien
  • Nachhaltige Forstwirtschaft
  • Social Profit
  • Ökologische Landwirtschaft
  • Sharing-Ökonomie

Tipp: 

Oft gibt der Name des ESG-Fonds einen ersten Hinweis auf den Schwerpunkt. Wenn Sie sich sicher sein wollen, nur Unternehmen zu unterstützen, die in Einklang mit Ihren Werten wirtschaften

Nachhaltig investieren mit Carefinance

ESG-Kriterien bieten ökologisch bewussten Anlegern Orientierung in einem zunehmend diversifizierten Finanzmarkt. Aber trotzdem ist die Auswahl geeigneter nachhaltiger Geldanlagen mit grossen Schwierigkeiten verbunden: Wie finde ich nachhaltige ESF-Fonds, mit denen ich meine Renditeziele erreiche und mich in meiner Risikoschwelle bewege? 

Bei Carefinance unterstützen wir Sie bei der Suche nach nachhaltigen Investments, die zu ihren finanziellen Voraussetzungen und ihren Zielen passen und legen gemeinsam mit ihnen den Grundstein für ein Portfolio mit Sinn.

Investieren in ESG-Fonds: Rendite und Risiko

Auch ein nachhaltiges Investmentportfolio muss letztlich den Kriterien von Rendite und Risiko genügen und eine ausreichende Diversifizierung über Branchen, Märkte und Anlageklassen hinweg ermöglichen.

Im historischen Vergleich der Performance des MSCI World schneiden die nachhaltigen Varianten nur geringfügig schlechter ab. Der MSCI World SRI konnte zwischen 2019 und 2020 sogar mehr Rendite erwirtschaften als der Eltern-Index. Historische Performancebetrachtungen liefern allerdings keine belastbaren Anhaltspunkte für den zukünftigen Verlauf. Aber auch andere Faktoren sprechen für eine mindestens ähnliche Performance. So werden die von vielen Staaten geplanten Regulierungen und der Emissionshandel die Rendite in den problematischen Industrien drücken. Gleichzeitig verbuchen nachhaltige Unternehmen so viele Mittelzuflüsse wie noch nie in der Geschichte. Sowohl Deutschland als auch die EU und andere Akteure finanzieren mit grossen Förderprogrammen den ökologischen Umbau – davon profitieren auch die Anleger.

Fazit: Nachhaltige Investments erkennen mit den ESG-Kriterien?

Die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen wächst und wie auf jedem Markt für eine Nachfragesteigerung mittelfristig zu neuen Angeboten. Fast alle Investmentfirmen und Fondsgesellschaften legen heute nachhaltige Fonds und ETFs aus, die sich mit dem Label der Nachhaltigkeit schmücken. Ob wirklich nachhaltige Positionen dahinter stecken, ist damit aber nicht gesagt. Ein populärer Ansatzpunkt zur Bewertung nachhaltiger Geldanlagen sind die ESG-Kriterien, welche auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse allgemeine Kriterien für nachhaltige Unternehmen in Bezug Ökologie, Gesellschaft und Governance. Anlegern bieten die ESG-Kriterien eine erste Orientierung in den komplexen Debatten um Nachhaltigkeitsbegriff, aber zur Identifikation nachhaltiger Geldanlagen ist das ESG-Label selten geeignet. Jeder kann seinen Fonds als ESG-Fonds bezeichnen – es ist nicht geschützt. Selbst wenn Sie sich Fondsherausgeber auf dieselben Kriterien beziehen, unterscheiden sich Fonds durch die Art und Weise, wie diese Kriterien bei der Fondszusammensetzung zur Anwendung kommen.