Inflation: Was ist das und warum wird gerade alle teuer?
Nicht nur in der EU steigt die Inflation, auch die Schweiz korrigiert ihre Prognosen nach oben. Was bedeutet die Teuerung für die Wirtschaft und die Bürger, welche Ursachen für Inflation gibt es und wie können sich Sparer vor der grossen Entwertung schützen? Wir erklären, worauf es nun ankommt.
Inflation: Das Wichtigste in Kürze
- Definition: Inflation ist die Steigerung der Preise für Konsumgüter und bedeutet sinkende Kaufkraft für die Bevölkerung, die die betroffene Währung nutzt.
- Deflation: Das Gegenteil von Inflation ist Deflation: Die Kaufkraft steigt und ein Franke kauft mehr Produkte als vorher.
- Arten & Ursachen: Inflation kann entweder im Land selbst oder aufgrund einer Importabhängigkeit von einem Drittland zustandekommen.
- Als Inflationsursache kommen Angebot, Nachfrage und Geldmenge infrage
- Auswirkungen: Die Konjunktur ist auf Sicht der Experten nicht gefährdet, allerdings wirkt sich die Verteuerung unmittelbar auf die Geldbeutel der Einzelnen aus
- Ukraine-Krieg: Durch den Krieg in der Ukraine steigt der Druck auf die Energiemärkte – die Preise für ÖL und Gas steigen.
- Inflationsschutz: Sachwerte sind der beste Schutz vor Inflation: Aktien, ETF und Immobilien
Was ist Inflation?
Schwankende Preise gehören zu Wirtschaft – genau, wie eine dynamische Konjunktur. Wenn die Preise steigen, sinkt im Verhältnis die Kaufkraft der Konsumenten. Der Einzelne kann dann mit seinem Geld auf weniger Produkte zugreifen als Vorher. Inflation kommt vom lateinischen Wort inflatio (aufblähen) und beschreibt die Verteuerung der Produkte im Verhältnis zur Kaufkraft der Konsumenten. Deflation bezeichnet den gegenläufigen Prozess der Verbilligung von Gütern innerhalb einer Wirtschaft.
Inflation: Arten & Ursachen
Steigt die Inflationsrate, können sich alle Menschen weniger von ihrem Geld kaufen. Aus der Perspektive des eigenen Geldbeutels sind die Inflationsursachen daher gleichgültig, aber die Art und Ursache der Inflation entscheidet auch über mögliche Wege aus der Inflation:
- Angebotsinflation: Steigen die Produktions -oder Lohnkosten wird die Produktion eines Guts insgesamt teurer und Unternehmen geben diese Mehrkosten oft in Form höherer Preise an ihre Kunden weiter. Auch Preissteigerungen zum Zweck der Gewinnerhöhung können eine Angebotsinflation begründen. Die Gefahr liegt in einer möglichen Lohn-Preis-Spirale. Die Unternehmen erhöhen die Preise, um steigende Kosten aufzufangen, die Arbeitnehmer fordern höhere Löhne, die wiederum die Kosten steigern.
- Nachfrageinflation: Steigt die Nachfrage und erhöhen daraufhin Unternehmen ihre Preise, spricht man von einer Nachfrageinflation. Sie tritt vor allem dann auf, wenn Unternehmen bereits an der Kapazitätsgrenze produzieren und durch die Knappheit die Zahlungsbereitschaft der Kunden steigt.
- Geldmengeninflation: Eine Geldmengeninflation entsteht, wenn Unternehmen die Preise erhöhen, während die Produktionskapazitäten ausgelastet sind, Vollbeschäftigung Herrschaft und die Geldmenge erhöht wird. Dann steigt die Nachfrage nach Gütern, weil jeder Einzelne eine grössere Geldmenge besitzt. Die Geldmengeninflation ist damit eine Form der staatsinduzierten Nachfrageinflation. Exemplarisch für eine Geldmengeninflation ist die Zeit um den 1. Weltkrieg, als Deutschland massiv neues Geld produzierte, um die hohen Kriegsausgaben zu schultern und die Inflation daraufhin nach oben schoss, bis die damals gültige Reichsmark fast völlig entwertet worden war.
- Importierte Inflation: Bei einer importierten Inflation liegt die Ursache nicht der Wirtschaft eines anderen Landes, auf dessen Importe die eigene Wirtschaft angewiesen ist. Steigen die Preise in einem Importland, kann dies auch auf die inländische Wirtschaft zurückschlagen. Das populärste Beispiel für eine importierte Inflation ist die Ölkrise von 1973, bei der sich der Preis für Rohöl innerhalb kurzer Zeit vervierfachte. Die steigenden Rohölpreise betreffen letztlich die gesamte Wirtschaft, denn Produzenten aller Art sind auf den Rohstoff angewiesen. Als diese die Mehrkosten an die Kunden weitergaben, stieg die Inflationsrate.
Inflationsrate Schweiz: Wie lässt sich Teuerung messen?
In der Schweiz ist einer der wichtigsten Indikatoren für Inflation der Landesindex der Konsumentenpreise. Er zeigt, in welchem Masse die Preise für Konsumgüter in einem gegebenen Zeitraum gestiegen, beziehungsweise gesunken sind. Weil Arbeitnehmer den Grossteil ihres Lohnes in diese Konsumgüter stecken, ist der Index für sie besonders relevant – zum Beispiel für Lohnverhandlungen oder die Haushaltsführung. Der LIK ist zudem massgeblich für die Anpassung der Renten und Mieten und ist die Basis für eine Bereinigung anderer wichtiger volkswirtschaftlicher Kennzahlen. Für die Berechnung ist das Bundesamt für Statistik verantwortlich, dass jeden Monat die Preise von 70000 Produkten ermittelt. Der Produktauswahl liegt ein durchschnittlicher Warenkorb zugrunde, die einen typischen Schweizer Privathaushalt abbilden soll. Der durchschnittliche Warenkorb unterliegt allerdings historischen Veränderungen. So ist der Anteil für Lebensmittel im Warenkorb über die letzten Jahrzehnte massiv gesunken.
Schutz vor Inflation: Wer kann was tun?
Für Privatpersonen ist eine steigende Teuerung auch ein Angriff auf Erspartes. Bargeld oder Vermögen auf Tages- und Festgeldkonten wird in Zeiten von Niedrig- oder Nullzinsen so immer weniger Wert. Ein effektiver Inflationsschutz ist nur möglich, wenn zumindest ein Teil des Geldvermögens in Sachwerte umgewandelt wird. Sachwerte sind Vermögensgegenstände, mit direkter oder indirekter Vermögenssubstanz. Im Gegensatz zum verbreiteten Sprachgebrauch fallen unter Sachwerte nicht nur Gold, Immobilien und Kunst, sondern auch Aktien und ETFs. Sie sind relativ unabhängig vom Geldwert und bieten damit Schutz vor der Entwertung durch Inflation.
Welche Sachwerte sind sinnvoll?
Die Anlage in Einzelaktien ist für den durchschnittlichen Sparer, der sein Vermögen vor der Inflation schützen will, nicht zu empfehlen. Er kennt den Markt nicht gut genug, um langfristig bessere Entscheidungen zu treffen als der Markt und hat nicht die verfügbaren Mittel, um ein diversifiziertes Portfolio kosteneffizient aufzubauen. Trotzdem weisen Aktien prinzipiell den höchsten Inflationsschutz auf. Nur in 1970ern und den Nuller Jahren kam es zu einer realen Entwertung auf den Aktienmärkten.
Für Privatanleger ist deshalb eine Anlage in passive Indexfonds, sogenannte ETFs, sinnvoll. Mit einem ETF investieren Anleger nicht in ein einzelnes Unternehmen, sondern in einen ganzen Index – zum Beispiel den DAX oder den MSCI World. Je besser das eigene Portfolio das weltwirtschaftliche Geschehen abbildet, desto weniger Schwankungen unterliegt es. In welchem Verhältnis Sie Geld- und Sachwerte mischen, hängt von ihrem Risikoprofil ab. Für viele Menschen ist eine Mischung von 50:50 ratsam.
Kryptowährungen sind keine Sachwerte
Kryptowährungen werden immer wieder als wirksamer Inflationsschutz gehandelt. Dabei werden häufig parallelen zum Gold gezogen. Aber seit Existenz der Kryptowährungen gab es praktisch kaum inflationsstarke Phasen, sodass keine Erfahrungswerte bzgl. Der Inflationssicherheit von Bitcoin und Co. existieren. Da sich Kryptowährungen als Zahlungsmittel bisher kaum etablieren konnte, ist ihre Entwicklung stark von den Fiat-Währungen abhängig. Auch Gold hat seine Inflation schützende Wirkung in den letzten Monaten nicht im selben Masse geltend gemacht wie früher. Stattdessen schwanken die Preise seit fast einem Jahr um 1800 US-Dollar pro Unze Feingold. Aktien konnten im Vergleich viel besser mit der Teuerung umgehen.
Ukraine-Krieg: Droht eine neue Energiekrise?
Der Ukraine Krieg hinterlässt immer stärkere Spuren in der Weltwirtschaft. Zuletzt hob auch die Schweiz ihrer Teuerungsprognose an. Statt 1 Prozent soll die Inflationsrate 2022 in der Schweiz mindestens 1,8 Prozent betragen. Im Nachbarland Deutschland rechnen Experten gar mit einer Inflationsrate von 7 – 8 Prozent. Der Hauptgrund dafür sind die Steigenden Energiepreise für Öl und Gas durch den Ukraine Krieg. Einige befürchten eine Spirale wie zur Ölkrise 1973. Damals stiegen die Rohölpreise so schnell und stark, dass eine Inflationsspirale in Gang gesetzt wurde, die die Weltwirtschaft über Jahre belastet hat.
Inflation: Ukraine-Krieg Auswirkungen auch in der Schweiz spürbar
Die Schweiz ist zwar nicht im selben Mass von russischen Gas abhängig wie die Deutschland und die EU, mittelfristig kann die schlechte Lage in den EU-Ländern sich aber auch hierzulande auswirken. Aber die Schweizer Wirtschaft ist insgesamt nicht so energieabhängig wie die der Nachbarländer. Fossile Energieträger spielen beispielsweise in der Deutschen Wirtschaft eine zentrale Rolle in den Schlüsselindustrien. Im Konsumentenpreisindex der Schweiz nimmt Energie nur 5,3 Prozent ein. In Deutschland liegt der Anteil bei 10,8 Prozent. Auch eine Liberalisierung des Energiemarkts gibt es in der Schweiz nicht. In Deutschland konnten die privaten Energieanbieter die Preiserhöhungen am Weltmarkt vor allem deshalb schnell an die Kunden weitergeben.
Eine Teuerung wie in der EU oder den USA brauchen Schweizer also nicht zu befürchten. Trotzdem: Globale Lieferketten stehen wegen der Corona-Pandemie ohnehin unter Druck und Rohstoffknappheit in vielen Branchen führte bereits in den letzten Jahren zu höheren Produktionskosten
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