Inflation: Definition, Ursachen, Gegenmassnahmen

Inflation: Definition, Ursachen, Gegenmassnahmen

- 5. November 2022 - Blog

Die Inflation befindet sich auf einem Rekordniveau. Was heisst das für die Bürger? Wir erklären, was Inflation ist, wo sie herkommt und wie Sparer ihr Vermögen schützen können.

Was bedeutet Inflation?

In der Marktwirtschaft werden die Preise von Waren und Dienstleistungen durch Angebot und zahlungsfähige Nachfrage bestimmt und ändern sich dadurch ständig. Bezahlt werden Waren mit Geld. Steigen die Preise der Waren dauerhaft, spricht man von einer Inflation. Konkret bedeutet Inflation: Das Geld ist weniger Wert – der Kreis der Waren, auf die eine Person mit 1 Franken zugreifen kann sind. 

Von der Inflation abzugrenzen sind kurzfristige Preissteigerungen für einzelne Güter oder Produktionsfaktoren, die zum Beispiel durch eine Missernte Zustandekommen. Bei der Messung der Inflation wird ein bestimmter Warenkorb zugrunde gelegt. Dieser Warenkorb enthält Produkte und Dienstleistungen, die ein Bürger typischerweise innerhalb eines Monats konsumiert. Dazu wird der Preis dieser Waren zum Stichtag festgehalten und im Verbraucherpreisindex für die jeweilige Warengruppe zusammengefasst. Im Vergleich zu den Vormonaten und Jahren ergibt sich dann die Inflationsrate. 

Wie hoch ist die Inflation?

In der Schweiz liegt die Inflation aktuell bei 3,3 Prozent. Damit ist sie im Vergleich zum August 2022 sogar gesunken. Relativ zu den europäischen Ländern steht die Schweiz damit außerordentlich gut da. In den Nachbarländern herrschten in den letzten Monaten Inflationsraten von bis zu 10 Prozent. 

Wie kommt es zur Preissteigerung?

Preissteigerungen gibt es in der Marktwirtschaft ständig – von Inflation spricht man erst, wenn diese Preissteigerungen allgemeiner Natur sind. Diese Form der allgemeinen Verteuerung von Waren bzw. Entwertung der Währung kann verschiedene Ursachen haben:

  • Nachfragebedingte Inflation: Ist die Nachfrage höher als das Angebot und übersteigt die Nachfrage auch die Produktionskapazitäten, kommt es zu einer nachfragebedingten Inflation. Auch politische Massnahmen wie die steuerliche Subventionierung einzelner Produkte können zu einer Nachfragesteigerung und in Folge einer Inflation führen. 
  • Kostenbedingte Inflation: Steigen die Lohn- und Materialkosten, sind Unternehmen irgendwann gezwungen, diese gestiegenen Kosten an die Abnehmer weiterzugeben. Insbesondere die Verteuerung von Roh- und Grundstoffen kann schnell einen Dominoeffekt nach sich ziehen, deren Preis letztlich die Verbraucher zahlen müssen. Im Zuge der Corona Krise stieg beispielsweise der Preis für Bauholz um bis zu 400 Prozent und wirkte sich damit unter anderem auch auf den Immobilienmarkt aus. Ein ähnliches Phänomen lässt sich in den letzten Jahren in der Halbleiterproduktion beobachten, die für Smartphones, Computer und andere technische Geräte entscheidend sind.
  • Geldmengeninflation: Die Geldmenge ist die Gesamtheit des im Umlauf befindlichen Geldes in Bargeld und Buchgeld. Je höher die Geldmenge, desto höher die Nachfrage. Steht der durch die Geldmenge induzierte Nachfrage ein zu kleines Angebot gegenüber, steigen die Preise. Steigende Preise würden mittelfristig wiederum zu höheren Löhnen führen, welche die Kaufkraft erneut steigen. Vertreter dieser Theorie sprechen von einer Lohn-Preis-Spriale. Steigt die Geldmenge schneller als die Produktionsrate, kommt es zu einer Knappheit und die Preise steigen – so die Theorie der Geldmengeninflation. 

Inflation: Ursachen bei Experten umstritten

Das Phänomen der Inflation ist auch unter Wirtschaftswissenschaftlern nicht unumstritten. So bezweifeln einige Ökonomen, dass Lohnerhöhungen eine Inflation (Geldmengeninflation) verursachen können, weil höhere Löhne gleichzeitig die Kaufkraft steigern würden, welche dann in die Wirtschaft zurückfliesst.

Wie kann man der Inflation entgegenwirken?

Die aktuelle Inflation in Europa wird häufig mit dem Ukraine-Krieg in Verbindung gebracht und in der Tat hat die Inflation seit Kriegsausbruch Fahrt aufgenommen. Sowohl Rohstoffe als auch landwirtschaftliche Produkte wurden teurer – darunter Getreide, Pflanzenöl, Öl, Erdgas und Flüssiggas.  Aber die Inflation setzte bereits ein Jahr vor der Ukraine-Krise ein. Im April 2021 verzeichnete Europa einen massiven Anstieg der Produzentenpreise um bis zu 30 Prozent. Diese ist auf Engpässe in der Versorgungskette (z. B. die anhaltende Chip-Knappheit und logistische Engpässe) und eine erhöhte Verbrauchernachfrage nach einer breiten Palette von Produkten zurückzuführen. In den USA haben mehr als ein Jahrzehnt fiskalischer Anreize diesen Effekt durch die Schwächung des US-Dollars noch verstärkt. Die Schweiz ist aus mehreren Gründen bisher von hohen Inflationsraten verschont geblieben:

  • Energie nimmt nur einen kleinen Teil am Schweizer Warenkorb an
  • Der Schweizer Franken ist aktuell sehr stark 
  • Schutzzölle schützen die Schweizer vor teuren Importen aus dem Ausland. Das Preisniveau liegt zwar insgesamt recht hoch, ist dafür aber deutlicher stabiler als bei unseren europäischen Nachbarn

Welche Folgen hat eine Inflation?

Die Inflation hat vielfältige Folgen für Bürger, Unternehmen, Arbeitnehmer, Sparer und Rentner:

  • Für Unternehmen: Durch die Inflation sinkt die Kaufkraft der Kunden und damit der Umsatz der Unternehmen. Selbst wenn die Inflation aktuell noch nicht in jedem Geldbeutel spürbar ist, schlägt sich die unklare Zukunft auf die generell Konsumstimmung nieder. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten weiter und Kredite für die Finanzierung neuer Investionen werden kostenintensiver.
  • Für Sparer: Kleine Sparer sind von der Inflation am härtesten getroffen, wenn sie ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto oder im Sparbuch lagern. Die kleine Rendite, die sie vielleicht noch erzielt haben, wird durch die hohe Inflation vollständig aufgefressen und das Vermögen schrumpft. 
  • Für Bürger: Der Bürger merkt die Inflation am Geldbeutel. Lebensmittel, Energie und Wohnen werden teurer, sodass effektiv weniger Geld zur Verfügung steht, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. 
  • Für Rentner: Da die Rente nicht der Inflation angepasst wird, merken Rentner die Inflation ebenfalls deutlich. Im Rahmen der Vorsorgeplanung empfiehlt es sich daher, bei der Planung der privaten Vorsorge die Inflation mit einzurechnen. 
  • Für Arbeitnehmer: Für Arbeitnehmer ist die Inflation ein Reallohnverlust. Sie können sich von ihrem Lohn weniger kaufen als vor der Inflation. Dieser Reallohnverlust wird sich auch in den Forderungen der nächsten Tarifverhandlungen widerspiegeln, sodass Unternehmen möglicherweise zu einer Anhebung des Lohnniveaus gezwungen werden.

Stürzt die Inflation die Wirtschaft in die Krise?

Nicht nur Bürger, auch Unternehmen leiden unter der starken Inflation. Insbesondere öffentlich gehandelte Unternehmen in der Wachstumsphase mussten in den letzten Monaten Teile ihres Personals entlassen. Auch Unternehmen in der Wachstumsphase leiden unter der Inflation. Betroffen waren bisher vor allem die Technologieunternehmen, die in den letzten Jahren Rekord-Bewertungen eingefahren haben. Für sie hat sich die Kosten für Kredite massiv erhöht. Gleichzeitig verringern sich die Erwartungen für das Wachstum der Gewinne und des Cashflows. Das spiegelt sich in den Aktienkursen wider, die in den letzten Monaten gesunken ist. Zu einer Krise müssen sich die Abverkäufe allerdings nicht zwangsläufig entwickeln. Experten blicken aber trotzdem mit Besorgnis auf die aktuelle Lage der Weltwirtschaft. 

Inflation: Gewinner und Verlierer

Grundsätzlich gilt: Je mehr Geld eine Person besitzt, desto stärker ist er von der Inflation betroffen. Umgekehrt hat eine Person mit Schulden durch die Inflation einen klaren Vorteil, denn die effektive Schuldenlast sinkt. In der Praxis haben sehr vermögende Menschen allerdings andere Möglichkeiten, ihr Vermögen vor der Inflation zu schützen und profitieren beispielsweise durch Anlagen mit einer entsprechenden Korrelation. 

Am stärksten negativen Betroffenen sind daher die Haushalte mit mittlerem Einkommen, die zwar ein kleines Vermögen aufgebaut haben. 

Inflationsschutz: Gold der sichere Hafen?

Die Inflation trifft diejenigen am härtesten, die über ein kleines Vermögen verfügen, das keine hohen Renditen als Kapital erwirtschaftet, sondern im Wesentlichen auf Sparbüchern, Tagesgeld- oder Festgeldkonten liegt. Traditionell flüchten Anleger bei Inflation daher in Sachwerte wie Edelmetalle oder Immobilien. Insbesondere Gold wird oft als krisensicheres Investment angepriesen. Schliesslich gebe es Gold schon immer und habe alle Krisen überstanden. Es werde also immer einen Wert haben, insbesondere dann, wenn das FIAT-System zusammenbrechen würde – so die Befürworter. Die Daten sprechen allerdings eine andere Sprache. So ermittelte die Ratingagentur Morningstar für die letzten 50 Jahre einen Korrelationskoeffizienten von nur 0,16 für Inflation und Goldpreis. 

Kryptowährungen: Kein Schutz vor Inflation

Kryptowährungen sind ein relativ junges Phänomen, das in den letzten Jahren Hunderte Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung auf sich ziehen konnte. Mittlerweile haben selbst zurückhaltende institutionelle Investoren zumindest kleine Positionen der grossen Kryptowährungen in ihr Portfolio aufgenommen – Privatanleger sollten trotzdem weiterhin Abstand von den digitalen Währungen halten. 

Inflationsschutz mit Wertpapierportfolio: Was beachten?

Eine absolut inflationssichere Anlageklasse gibt es nicht, weil Inflation verschiedene Ursachen haben kann und andere Assetklassen in unterschiedlichsten Weisen beeinflusst. Der beste Inflationsschutz besteht daher im Aufbau eines diversifizierten Wertpapierportfolios aus Aktien, ETFs, Commodities, Öl und Anleihen. Das Portfolio bietet dann einen Inflationsschutz, wenn die Rendite höher ist als die Inflationsrate. Dafür gibt es zwar keine Garantie – aber es gibt auch keine Anlageklasse, mit der Privatanleger prinzipiell Renditen von 3 – 10 Prozent erwirtschaften können. 

Dabei ist der Anlagehorizont entscheidend. In einem Zeitraum von 2, 5 oder 10 Jahren sind massive Schwankungen deutlich häufiger als auf einen Horizont von 30 Jahren gerechnet.

Effektiver Vermögensschutz mit Carefinance

Bisher ist die Schweiz von den wirtschaftlichen Verwerfungen weitgehend verschont geblieben, aber mittelfristig werden auch die Schweizer Bürger sie spüren. Bei Carefinance unterstützen unsere Berater Sie heute dabei, sich krisenfest und selbstbestimmt für die kommenden Herausforderungen aufzustellen und Ihr Vermögen nachhaltig zu schützen.